Seit 1904 werden im Bergwerk Sigmundshall mineralische Rohstoffe gefördert und veredelt. Die daraus gewonnenen Produkte kommen in der Landwirtschaft, als Lebensmittel und in der Industrie zum Einsatz. Von Bokeloh aus werden die Erzeugnisse per Bahn, LKW und Binnenschiff weltweit vermarktet. Das Bergwerk mit seinen 770 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, darunter 50 Auszubildende, ist einer der wichtigsten regionalen Arbeitgeber.
In wenigen Jahren soll damit Schluss sein, erfuhren der Landtagsabgeordnete Sebastian Lechner, Bürgermeister Rolf-Axel Eberhardt und seine Stellvertreterin, Ratsfrau Monika Brüning, bei der Besichtigung während Lechners Sommertour. „2020 plus X“, nannte Werksleiter Matthias Schrader als Zeitraum bis zur Schließung des einzigen noch produzierenden Kalibergwerks in Niedersachsen. Die Vorkommen sind nahezu erschöpft und die Förderung unter Tage ist wegen der großen Hitze in den bis zu 1475 m tiefen Abbauen erschwert.
„Für den Erhalt der Arbeitsplätze ist es wichtig, dass die Landesregierung die Pläne von K+S unterstützt, das Bergwerk Siegfried Giesen bei Hildesheim zu reaktivieren. Dort könnten 900 direkte und indirekte neue Arbeitsplätze entstehen. Hinzu kämen noch 30 bis 50 qualifizierte Ausbildungsplätze. Das würde helfen, die Schließung von Sigmundshall aufzufangen“, betonte Lechner. Er kündigte an, das Thema nach der Sommerpause innerhalb seiner Fraktion nochmals zur Sprache zu bringen.
Der Planungsprozess für die Nachnutzung des Werkes im Unternehmen hat bereits begonnen. Die Ansiedlung von Gewerbe auf dem Betriebsgelände und die Nutzung der großen Lagerkapazitäten für unterschiedliche Güter bieten Perspektiven. Die ESTA-Anlage, die mittels trockenem elektrostatischem Verfahren Hartsalz verarbeitet, könnte der Trennung von Kunststoffen dienen. Der Betrieb der Rekal-Anlage zum Recycling der Salzschlacken wird auch nach Schließung des Bergwerkes mit 50 Mitarbeitern fortgeführt. Als großen Vorteil für die Weiternutzung werten Werksleiter Schrader und Bürgermeister Eberhardt den vorhandenen Bahnanschluss des Werksgeländes.
Eberhardt machte deutlich, Werk und Stadt müssten bei der Entwicklung der Nachnutzungskonzepte an einem Strang ziehen und sicherte Schrader eine enge Zusammenarbeit zu. Die Kooperation von Sigmundshall mit der Stadt Wunstorf funktioniere bisher sehr gut, lobte Schrader die Stadtverwaltung. Besonders bei Genehmigungsverfahren erhalte die Werksleitung intensive Unterstützung und Hilfe.