In Laderholz führen Silke und Jürgen Langreder ihren landwirtschaftlichen Hof, auf dem drei Generationen leben, als bäuerlichen Familienbetrieb, der sich ganz auf die Ferkelerzeugung und Ferkelaufzucht spezialisiert hat. Eines bereitet den Langreders zurzeit große Sorgen: Agrarminister Christian Meyer will ab 2017 generell das vorbeugende Schwänzekürzen bei Schweinen in Niedersachsen verbieten.
Das Thema treibt auch den Landtagsabgeordneten Sebastian Lechner um: „ Im Landtag wird diese Maßnahme kontrovers diskutiert. Ich wollte mir selbst ein Bild machen und bin Silke und Jürgen Langreder für ihre Offenheit und Tansparenz dankbar.“ Begleitet wurde er von Volker Hahn, Vorsitzender des Landvolks Hannover, und dessen Vorstandskollegen Fred Arkenberg aus Kolenfeld. Der Abgeordnete hat bereits Höfe in Averhoy und Liethe mit jeweils unterschiedlichen Themenschwerpunkten besucht.
Das generelle Kupierverbot hätte unübersehbare Folgen für den Betrieb der Langreders. Um Schweine vor Kannibalismus durch Artgenossen zu schützen, dürfen Halter bei akuten Problemen mit Erlaubnis des Tierarztes die Schwänze um das letzte Drittel, das nur wenige Nervenbahnen besitzt, entfernen. Das routinemäßige Kupieren von Schweinschwänzen ist europaweit verboten. Verschiedene wissenschaftliche Studien belegen, dass bisher keine wirksamen Alternativmethoden existieren, das Schwanzbeißen zu verhindern.
„Genau hier liegt das Problem für Schweinehalter. Ein genereller Verzicht auf das Kupieren würde für die Tiere deutlich mehr Leid bedeuten. Deshalb haben wir im Landtag in mehreren Anträgen gefordert, praxistaugliche, umsetzbare und wirksame Lösungsansätze zur Verhinderung von Kannibalismus zu erarbeiten und diese auf ihre breite Umsetzbarkeit hin erproben zu lassen, so wie es der Tierschutzplan Niedersachsen vorsieht“, macht Sebastian Lechner deutlich.
Jürgen Langreder bereitet das zunehmend schlechte Image der Landwirtschaft in der Gesellschaft Sorgen: „Wie sollen die Tierhaltungsbedingungen in Zukunft aussehen, so dass uns der Beruf noch Freude macht und wir davon leben können?“. Die nächste Langreder-Generation steht schon bereit, Sohn Wilken absolviert gerade seine landwirtschaftliche Berufsausbildung.
Sebastian Lechner teilt die Bedenken: „Verbraucheranforderungen und moderne Landwirtschaft müssen im Bereich der tiergerechten Nutztierhaltung wieder besser in Einklang gebracht werden. Gleichzeitig müssen wir akzeptieren, dass sich tierhaltende Landwirte, besonders in bäuerlichen Familienbetrieben, im Wettbewerb behaupten müssen.“